Dies ist ein Versuch, die Zukunft der saarländischen Herzgruppen und ihre Perspektiven zusammenfassend darzustellen. Diese Zukunft ist von mehreren Faktoren bestimmt: Wir gehen im Einzelnen ein auf
- Arzpräsenz,
- Übungsleitermangel,
- Projektgestaltung mit der HGS-Websitefamilie
- Rolle von Fitnessstudios bei der externen Übungsgestaltung.
Bei der Beschreibung und der Spezifikation von Herzgruppen Saar e.V. wird explizit darauf hingewiesen, dass dieser Dachverband nicht auf nur Rehabilitation, sondern besonders auch auf Prävention von Herzkreiskaufkrankheiten spezialisiert ist. Derzeit gibt es allerdings keine Präventionsgruppen, doch sollte das ein zukunftsfähiges Konzept für Diabetiker, Adipöse oder fitte Menschen im fortgeschrittenen Alter sein. Diese Art der Daseinsvorsorge ist als mehr oder weniger effizientes Angebot im Saarland bereits vorhanden und “Das Saarland lebt gesund” oder DSLS geben da bereits Anregungen vor. Hier könnte ein neues Aufgabengebiet für HGS mit Einbindung von Fitnessstudios entstehen.
Arztpräsenz:
Diese wird derzeit innerhalb der Fachgesellschaft DGPR/DGK überdacht und kontrovers diskutiert.
Anlass ist die vorhandene Problematik, eine genügend Zahl an Ärzten, möglichst mit Notfallausbildung, für eine regelmäßige Arztpräsenz bei der Herzgruppenarbeit zu gewinnen.
Diesem Mangel gegenüber steht die Notfall- oder Todesfall-Inzidenz in Herzgruppen allgemein und die seit 2020 angestrebte Einrichtung einer Sondergruppe für Herzinsuffizienzpatienten, die Herzinsuffizienzgruppe oder HIG.
In einer Arbeit aus 1978 (Haskell WL. Cardiovascular complications during exercise training of cardiac patients. Circulation. 1978 May;57(5):920-4. doi: 10.1161/01.cir.57.5.920. PMID: 639213.) ergab sich eine “fatal complication rate”, also Tod, Herzinfarkt oder Herzinsuffizienz, von 0,37%, während in einer Arbeit aus 1986 (Van Camp SP, Peterson RA. Cardiovascular complications of outpatient cardiac rehabilitation programs. JAMA. 1986 Sep 5;256(9):1160-3. doi: 10.1001/jama.256.9.1160. PMID: 3735650.) diese Rate bereits auf 0,04% sank.
Diese Ergebnisse, die auch später bestätigt wurden, lassen erkennen, dass die Arztpräsenz per se in Gruppen mit niedrigem Risiko (z.B. Trainingsgruppen) relativiert werden muss.
Eine DGK/DGPR-Arbeitsgruppe (Wienbergen, H et al., Ärztliche Betreuung von ambulanten Herzgruppen. Kardiologe 15, 11–18 (2021). https://doi.org/10.1007/s12181-020-00433-w) hat daher die so genannte Standard-Herzgruppe definiert, die im Saarland am ehesten mit einer solchen Trainingsgruppe (eine Gruppe mit klarem Trainingsauftrag und ausreichender Belastbarkeit von 1,4 Watt/kg KG) korreliert.
Dort muss ein Arzt nicht unbedingt präsent, aber erreichbar sein, und dessen Funktion bei Notfällen übernimmt ein “Herzgruppenleiter” (“Gruppenleiter” ) mit Notfallausbildung und Indikationskenntnissen oder auch ein Übungsleiter (B-Lizenz?).
Dieses Konzept ist für etwa 50% der AHGs sinnvoll und wegen das Arztmangels auch notwendig, doch verlagert es die Problematik auf die nichtärztlichen Leiter, also Gruppen- oder Übungsleiter. Auch hier bestehen im Saarland zumindest, wie im ÜL-Absatz beschrieben, bereits Engpässe. Die häufigste Gruppenform im Saarland ist daher die sog. “gemischte Gruppe” , was die Zuordnung, besonders in Unkenntnis über Zahl und Art der Gruppen, noch schwieriger macht. Das wird nur über eine digitale Abfragemöglichkeit zu verbessern sein.
Da in einer “gemischten” Gruppe Teilnehmer mit unterschiedlichen Belastungsgrenzen und daher unterschiedlichem Herz-Kreislauf-Risiko trainieren, wäre hier eine Arztpräsenz sinnvoll. Das kompliziert jedenfalls das Problem aufs Neue.
Präsenz in HIG: Hier besteht unbedingte Arztpräsenz, da es sich bei der HIG um eine Hochrisikogruppe (NYHA III und LVEF <40%) handelt.
2022 wurde auf einer VS zum Thema „Zukunft der AHGs“ diskutiert und schon damals wurden besondere Aspekte herausgestellt. Dazu gehörten u.a. die Öffentlichkeitsarbeit und die Digitalisierung. Auch auf die Einrichtung von Herzinsuffizienzgruppen (HIGs) wurde schon vor drei Jahren Bezug genommen. Die Einrichtung und der Betrieb solcher Gruppen wurden aber bis heute nicht realisiert. Organisatorische Probleme und die unerläßliche wissenschaftliche Begleitung solcher Gruppen waren und sind immer noch große Herausforderungen.
Es geht aus dem Protokoll 2022 auch hervor, dass die Arbeit der AHGs bezogen auf Zukunftsfragen seither nur teilweise aufgearbeitet wurde. Es lohnt sich daher, diese Zukunftsaspekte der AHGs im Saarland erneut zur Diskussion zu stellen.
Im Saarland besteht ein deutlicher Mangel an Übungsleitern: Dies ist ein Kernproblem, das dringend gelöst werden sollte. Es besteht die theoretische Möglichkeit der Poolbildung, dessen Mitglieder sich bereit erklärt haben, über einen begrenzten Zeitraum etwa bei Herzgruppen mit Übungsleitermangel auszuhelfen. HGS hat einen solchen Pool, der aus fünf Mitgliedern besteht. Leider wurde der Pool seit Bestehen praktisch nicht genutzt. Zum aktuellen ÜL-Pool..,
- Abhilfemöglichkeiten:
- Verbesserung der Vergütungen?
- Änderung (Verkürzung) der Ausbildungszeiten?
- Online-Angebote (Webinare mit LE-Anrechnung)?
- Gruppenschließungen:
- Aus den genannten Gründen kommt es leider immer wieder zu Gruppenschließungen, die zwar nicht zahlreich sind, aber durch den Mangel der ÜL und die dringend reformbedürftige Fortbildungsfrequenz, die auf digitale Angebote (Webinare) umgestellt werden sollte, begründet werden.
- Anfragen von Patienten:
- Nach Auskunft des GF kommt es neuerdings vermehrt zu Anfragen von Patienten betreffend Aufnahme in Herzgruppen. Das ist erfreulich, muss aber gesteuert werden. Die Zuordnung in belastungs-definierten Gruppen (Trainings- oder Übungsgruppe) muss möglich sein und sollte auch durchgeführt werden.
- Neugründungen:
- Eine Neugründung z.B. in Bous war nicht möglich, da eine Übungsleiterin für eine Übergangsperiode nicht zu finden war. Ein deshalb eingerichteter ÜL-Pool war ineffektiv (Tabelle mit + suchen). Es waren drei ÜLs aus dem Trainerpool des Turnvereins Bous interessiert, doch hätte die Ausbildung zum Herzsport-Trainer (B-Lizenz) eine zu lange Zeit in Anspruch genommen. Daher wurde die Gründung vorerst aufgeschoben, doch nicht aufgehoben.
Folgender Projekte sind derzeit in Bearbeitung und teilweise umgesetzt:
- Digitalisierung: Überführung analog-digital – noch nicht abgeschlossen; es hapert an Akzeptanz, Umsetzung und einer funktionierenden Datenbank.
Die Bedeutung einer inzwischen gestarteten Elektronischen Patientenakte (EPA) für die Herzgruppenarbeit ist noch nicht abzuschätzen. Doch könnte sich die EPA in das Digitalisierungskonzept der Herzgruppeen Saar gut einfügen, denn der Gruppenarzt sollte Zugriff auf die EPA unter Berücksichtigung des Patienten-Datenschutzes haben. Die Gesundheitsdaten des Patienten stünden dann nach Freigabe der Herzgruppe zur Verfügung. - Wissenschaftlicher Beirat: Pedelelcstudie abgeschlossen, HIG-SAAR in Entwicklung. Entwurfsstadium. Letzteres ist abhängig vom Vorhandensein voll funktionsfähiger HIGs, von denen es zur Zeit im Saarland noch keine Gruppen gibt. In Losheim ist eine Gruppe in Vorbereitung.
- Öffentlichkeitsarbeit: Die Broschüre muss aktualisiert werden (Vorstandswechsel). Die Pressepräsenz muss aktiviert und intensiviert werden.
Die HGS-Website-Familie besteht aus fünf Sites:
herzgruppensaar.de, it-herzgruppen-saar.de, herzaktivsaar.de, hcp-learning.de, kard-info.de
Provider sind IONOS und PROFIHOST
Der Admin hat zusammen mit eingewiesenen Vorstandsmitgliedern eine neue Website in Bearbeitung genommen.
Sie ist inzwischen öffentlich und hat den Link herzgruppensaar.de. Sie ist zur Verbesserung der Übersichtlichkeit mit einem sog. Hamburger Menü: drei Querstriche – ☰ – ausgestattet.
Die Site “herzgruppen-saar.de” ist seit 2022 in Betrieb und es mehrten sich Nutzerkritiken, die sich an der Unübersichtlichkeit und der offenbar schwierigen Suchfunktion orientierten. Diese Website ist inzwischen abgeschaltet, aber für Interessenten bis Jahresende 2025 noch erreichbar.
Die neue Website ist immer noch textlastig, aber Bilder sind dennoch notwendig. Erst vor Kurzem hatten wir eine urheberrechtliche Problematik mit der Bildverwendung eines Bildanbieters, sodaß wir uns entschlossen haben, nur noch Adobe Stock® oder das Bildgenerierungsprogramm DALL-E® und ChatGPT, also KI=künstliche Intelligenz, zu nutzen.
Dennoch ist auf die Textverarbeitung nicht ganz zu verzichten, denn eine der Aufgaben des Admin ist es, Site-Pflege zu betreiben und in Absprache mit dem Vorstand aktuelle medizinische informationen, Verbands- oder Herzgruppeninfos bereitzustellen. Das sind dann oft textorientierte Beiträge.
(s.a. Beitrag zu Fitnesstudios…) Es gibt eine Empfehlung der Herzgruppen-Verantwortlichen, die Aktivitäten während der Gruppenarbeit nur als Basis und Anleitung zu verstehen, um unter der Woche häusliche Aktivitäten mit den erlernten Trainingsformen und -zielen anzuschließen. Das wird mehr oder wenige – meist weniger – umgesetzt. Auch der zunächst erfreuliche Gebrauch eines Pedelecs (“Pedelecstudie”) änderten daran nicht viel. Die Gründe sind vor allem in der Altersstruktur zu sehen, die sich mehr und mehr in Richtung höherer Altersgruppen mit männlicher Dominanz verschoben hat. Hier nun setzt ein Trend an, der je nach persönlichem Wollen und auch Können diese “on-top-Aktivitäten” in geeigneten Fitness-Studios umsetzt. Das ist ja von der Zielsetzung her gut, doch sollte nicht vergessen werden, dass diese Fitness-Studios meist nicht den Vorgaben der Gruppenarbeit (Belastungshöhe, Frequenzvorgaben, Übungsleiterqualität, Arztpräsenz) entsprechen und die Sicherheit der Teilnehmer – immerhin Risiko-Patienten mit zwar meist gut überstandenem Herzinfarkt und gutem Trainingszustand – nicht ausreichend garantiert wird.
Die Studios sind in erster Linie Unternehmen mit verständlichen wirtschaftlichen Interessen. Sie bieten vor allem Krafttraining an, das ja heute zu den modischen Kernangeboten der so genannten körperlichen Selbstoptimierung gehört. Als alleinige sportliche Aktivität ist das aber keines der klassischen Ziele der Herzgruppenarbeit, gehört aber im Sinne von Muskelaufbau in vorgeschriebenen Grenzen dazu.
Cardio-Training, was immer darunter verstanden wird (eine Art Ausdauertraining meistens), wird zwar angeboten, doch tritt es in den Hintergrund, denn Herzpatienten gehören nun mal nicht zu den klassischen Zielgruppen der Fitness-Studios. Übungsleiter mit ihren ausgewiesenen Lizenzen “Herzsport” oder “HI-Trainer” sind nicht das etablierte Personal der Fitnesstudios.
Dennoch sollte man überlegen, ob ausgesuchte Studios nicht von Herzgruppen-Saar empfohlen werden können, wenn Umfeld und Angebot (Trainingsumfang, Übungsleiterlizenzen, Arztpräsenz etc.) stimmen. Das wäre dann ein Angebot, das möglicherweise sogar eine Art Zukunftsmöglichkeit darstellen könnte (Präventionsgruppen). Doch da gibt es viel zu überlegen…
Vision 2035
In diesem Beitrag nehmen wir Stellung zu der Frage, ob und wie Herzgruppen in der Zukunft, d.h.in etwa zehn Jahren aussehen könnten:
Auf der nächsten Seite ist das Protokoll von 2022 einsehbar: